Sonntag, 17. Februar 2008

Wikipedia Writers Meeting 17.2.2008 - Freiluftmuseum Minka-en, Kimono und japanische Restaurants

Ich habe lange hin und her überlegt und mich nach mehreren stundenlangen Webrecherchen schließlich doch dazu entschlossen heute KEINE Kirche aufzusuchen. Nein, heute nicht. Franzi hatte irgendwo bei Wikipedia ein Treffen in Tokyo gefunden mit Leuten, die, wie sie, öfters bei Wikipedia schreiben - so hab ich das zumindest verstanden. Also sie kannte die Leute noch nicht in echt, aber aus dem Internet. Das Ziel war es, was mich dazu bewegte mitzukommen. Es handelte sich um ein Dorf mit alten Häusern, Minka-en genannt. Diese Häuser aus dem 17. und 18. Jh. standen vorher in verschiedenen Provinzen des Landes und wurden dort abgebaut und hier wiederaufgebaut. Da zu dieser Zeit in Japan noch „relatives Mittelalter“ herrschte, konnte es durchaus interessant werden.
Und wirklich, diese Führung (nur 300 Yen) war bis jetzt das beste, was ich hier gesehen habe. Ich verstand jetzt die Japaner immer mehr in ihrem Wesen und ihrer Lebensweise. Ich versuchte mir die Bauweise zu merken, um so ein Haus bei uns im Garten aufzubauen. Man kann tatsächlich noch so leben, abgeschieden von allem Trubel in Einklang mit Mutter Natur...Es war wirklich beeindruckend, was hier geschaffen wurde. Über zwei Stunden dauerte die Tour mit den 22 Häusern. Die meisten waren mit Stroh gedeckt. Alle hatten kaum Wände, wenn, dann nur diese aus Papier. Es gab fast überall Feuerstellen und Reisstrohmatten auf dem Boden. Man hat damals über offenem Feuer gekocht mit speziellem Geschirr und das Feuer hat gleichzeitig den Raum geheizt. Alle Räume lagen nicht auf ebener Erde, sondern waren etwa um 30 cm höhergelegt. In einem Haus brannte ein Feuer und man konnte sich darum herum setzen, allerdings hieß es vorher wieder Schuhe ausziehen, das war dann doch schon etwas kalt.
Dort konnte man auch mit einem Reismahlstein Reis mahlen, heraus kam Reismehl. Schuhe wieder an, nächstes Haus, Schuhe wieder aus, diesmal konnte man eine Etage nach oben gehen und dort eine Art Ausstellung ansehen. Ich filmte viel mit der Videokamera. Das Fotos machen überließ ich weitestgehend den anderen. Hier ist nur eine kleine Auswahl der schönsten:





Getränkeautomaten findet man übrigens überall
Hier malen viele ältere Japaner die Häuser mit Aqaurellfarben
Sandalen und Körbe flechten für die Besucher
Auf dem Weg vom Noborito Bahnhof hatten wir mehr oder weniger zufällig einen Kimono-Laden entdeckt. Er liegt etwa in der Mitte zwischen dem Bahnhof und der Minka-En-Ausstellung, also 10 Fußminuten vom Bahnhof entfernt Richtung Süden. Nancy und Anne wollten hier unbedingt noch mal hin, also sind wir nach der Besichtigung der Ausstellung alle in den Kimono-Laden gerammelt. Wir, das waren 12 Leute, darunter drei Japaner. Ein paar waren Deutschlehrer an diversen Unis, einige auch an der Keio. Sie halfen Nancy bei der Verständigung. Ich stand mit den Männern draußen und aß meinen mitgebrachten Milchreis. Nach 15 Minuten witzelten wir herum: Ein paar Gaijin (Ausländer) gehen in einen Kimonoladen und man fragt wann sie wieder herauskommen. Antwort: Wenn sie fertig sind mit anziehen. Nun, das kann dauern. Nancy ließ sich also fachgerecht von der Verkäuferin in einen Yukata (Kimono für den Sommer) einkleiden mit allem drum und dran. Das sah richtig schick aus.
Die Männer (wie das eben so ist, wenn Frauen Klamotten kaufen gehen) setzten sich derweil in ein nahe gelegenes Cafe ab. Nur ein Japaner blieb zum Übersetzen, denn für diese ganzen Fachbegriffe fehlte uns einfach das Vokabular. Nancy kaufte dann ihren Yukata und den Obi und bekam noch eine Haarnadel geschenkt. Ich kaufte dann noch Tabi (das sind so eine Art Socken, die man in Reisstroh-Flip-Flops trägt) und bekam auch noch Preisnachlass, cool, die Frau war echt super lieb. Wir bedankten uns alle ganz dolle. Der Laden ist echt zu empfehlen, wenn ihr also mal hierher kommt, dann geht hierhin, um euch den Kimono oder Yukata zu kaufen.Danach ging es in ein echtes japanisches Restaurant, so richtig mit einzelnen durch Schiebetüren aus Papier abgetrennten Räumen. Man musste sich vor dem Betreten wieder die Schuhe ausziehen. In der Mitte von den einzelnen Räumen waren die Tische in einer Vertiefung, ringsum lief eine Sitzbank aus Holz mit Sitzkissen.
Wir beschlossen so zu bestellen, dass jeder von jedem kosten konnte. Ich kam auf diese Weise geschickt um Fisch herum, konnte aber dennoch solch interessante japanische Speisen, wie Yakitori und Nabe, probieren. Ich habe heute das erste mal mit Stäbchen gegessen und das ging erstaunlich gut. Das mit dem Bezahlen wurde geschickt gelöst. Studenten brauchten nur die Hälfte zu bezahlen, also 1400 Yen, die mit geregeltem Einkommen 2900 Yen. Und das Essen in diesem Restaurant war echt gut, wir haben uns auch gut unterhalten. Ich habe die ganzen Professoren und so ausgefragt wie sie das mit dem Christentum hier sehen, sie sind ja alle schon mindestens 12 Jahre hier. Ich bekam einige interessante Dinge zu erfahren. Die Hochzeiten zum Beispiel werden gerne nach christlichem Ritual abgehalten, die Pfarrer allerdings sind Schauspieler. Wenn man also in Japan lebt, blaue Augen hat und aussieht wie ein Gaijin und absolut keinen Job findet, dann kann man immer noch Fake-Pfarrer werden. Als wir dann aus dem Restaurant kamen, war es schon dunkel und ziemlich spät. Wir verabschiedeten uns voneinander und fuhren dann zurück zum Wohnheim.
Heute morgen haben wir übrigens einen Japaner gesehen, der ein Schild hielt – in Japan nichts ungewöhnliches, so etwas machen hier viele als Nebenjob. Dieser jedoch schlief...im stehen...ein Schild haltend... wie machen die das bloß???
Ach ja, noch etwas zur Vegetation. Glaubhaften Angaben zufolge befindet sich Japan vom Breitengrad bei Nordafrika, nur ohne Golfstrom und mit Seaside, daher kommt es, dass hier so Sachen wachsen, die es bei uns im Winter nicht gibt, obwohl wir grade die selben Temperaturen haben.

Wer noch mehr kurioses sucht... lest doch mal die Blogs der anderen drei:

Nancys Blog (leider mittlereile ebenfalls inaktiv)
Annes Blog (Leider inaktiv L )

1 Kommentar:

Unknown hat gesagt…

Hachja - die Welt ist klein... da gehst du auf nen Wikipediastammtisch in Japan und triffst dort einige Leute die ich aus dem Wikipediachat kenne... Grüß mal Franceska, die seh ich regelmäßig auf dem Wikipediastammtisch in Leipzig

Christoph (der aus deinem BIO-LK ;)