Mittwoch, 20. Februar 2008

Kamakura, Buddha, Strand, Zuisenji-Tempel, Kimochi-Nambe und japanisches Fernsehen (19.2.2008)

Heute waren wir vier mit Yusuke in Kamakura verabredet. Yusuke Izumi habe ich auf dem Flughafen von Dubai getroffen. Er sprach mich an, als ich gerade Kanji übte. Wir kamen ins Gespräch und in Osaka half er mir beim Formulare ausfüllen. Nun sahen wir uns also in Kamakura wieder. Auch die anderen verstanden sich auf Anhieb gut mit ihm, denke ich. Wir besuchten als erstes den Tsurugaoka Hachimangu. Das ist eine große unglaublich aufwendig gearbeitete Tempelanlage aus dem 12. Jh. Minamoto no Yoritomo hatte ihn für seinen Sohn hierher verlegen lassen. Sein Grab ist auch in der Nähe, aber wir sind nicht dort gewesen.

Anschließend besuchten wir dort noch ein Museum, wo viele Kunstgegenstände und Alltagsdinge ausgestellt worden waren. Dort durfte man aber keine Fotos machen. Wir sprachen mit Yusuke viel Japanisch, aber es war gut, dass er perfekt Englisch sprach, so konnte man sich auch mal schwierigere Dinge erklären lassen, zu denen einem das Vokabular fehlte. Das bedeutete aber auch, dass nach dem heutigen Tag in unseren Köpfen allseitiger Sprachsalat herrschte. Wir wechselten frei zwischen Japanisch und Englisch, mal auch mitten im Satz, wenn das Wort fehlte, man verstand sich. Untereinander sprachen wir mal Deutsch mal Englisch. Aber das half mir sehr Japanisch zu verstehen, denn man konnte nachfragen, welches Wort man benutzen musste, wenn man das falsche verwendet hatte. Mitten in Kamakura fanden wir eine Romanisch Katholische Kirche.
Wir kamen auch an zahlreichen Läden vorbei. In dem einen gab es die für Kamakura typischen Holzschnitzereien, in dem anderen echte Schwerter für 380.000 bis 1.300.000 Yen und es gab auch ein Geschäft, in dem ich gerne länger verweilt hätte. Es ging mir hier so, wie Nancy in dem Kimonoladen. Die anderen stellten mittlerweile fest, dass ich keine normale Frau bin, denn in dem Laden gab es fast ausschließlich Ninja-Waffen, aber ich find das Zeug halt irre toll. Wir gingen zurück zum Bahnhof und liefen von dort zum großen Buddha.

Man konnte ihn sogar von innen besichtigen. Das war das erst Mal, das Yusuke für uns Geld ausgab. Dann, als wir im Soba-Restaurant gegessen hatten, zahlte er auch für alle, die anderen bekamen langsam ein schlechtes Gewissen. Wir gingen zum Strand und ich fasste meinen dritten Ozean an: den Pazifik. Wir sammelten Muscheln und gingen dann zurück zum Bahnhof.
Nancy und Anne wollten dann zurückfahren, weil sie von der ganzen letzten Woche müde geworden waren. So blieben nur noch Nancy und ich bei Yusuke. Er beschloss schließlich ein Taxi zum nächsten Tempel zu nehmen und bezahlte dann das auch noch für uns. Er sagte, daß er in Dubai sonst nie dazu kommt Geld auszugeben, Danke Yusuke! Doch als wir bezahlen wollten, merkte Franzi, dass ihr Portemonnaie weg war. Das war für uns natürlich ein Schock. Yusuke telefonierte unter den Taxiunternehmen herum und wenig später war sowohl Fahrer, als auch Portemonnaie gefunden und alle waren glücklich. Vielleicht lag das daran, dass wir heute alle drei glücksbringenden Pflanzen auf einmal gesehen hatten: Bambus (Take), Kiefer (Matsu) und Pflaumen (blüten) (ume). Wir besichtigten den Zuisenji Tempel. Er wurde 1327 von Soseki gegründet und gilt als schönster Zen-Garten Kamakuras.




Dort lief uns auch eine Katze über den Weg, setzte sich vor uns und wollte gestreichelt werden. Nachdem Yusuke sie gestreichelt hatte, ging sie zum nächsten und setzte sich wieder hin, bis wir alle durch waren. Wir nannten sie heilige Katze, weil sie in dem Tempel war. Danach wollten wir zum Hookokuji, in dem ein großer Bambushain sein sollte, aber der hatte schon zu, als wir ankamen. Wir fuhren mit dem Bus zum Bahnhof. Auch das war ein Erlebnis, denn in Bussen zahlt man total anders, als in Bahnhöfen (siehe Japan ABC). Kurz vor dem Bahnhof Gingen wir dann noch in ein japanisches Restaurant. Wir wollten Matcha probieren. Wieder wollte Yusuke alles zahlen. Zum Matcha (dickflüssiger Grüntee, bitter, aber lecker) gab es sehr süße Speisen, wie Grüntee-Eis (sehr lecker) und Esskastanien (lecker, aber etwas mehlig), so Glibbermasse mit braunem Pulver (süß und nussig) und rote Bohnensuppe (warm und sausüß) mit Motchibällchen (klebrig). Dazu wurden salzige, kleingehackte Gürkchen gereicht. Das war ein echtes Erlebnis.
Danach machten wir uns auf den Weg zurück nach Yokohama. Yusuke verabschiedete sich auf halben Weg von uns. Franzi und ich fuhren zum Wohnheim weiter. Heute Abend war noch eine Willkommensparty, die einige neue Studenten veranstalteten, Leute aus England und den USA, wie ich verstanden habe. Nancy und Anne waren nach wie vor zu müde, so gingen nur Franzi und ich. Wir hatten in diesem Raum Leute aus 4 oder 5 verschiedenen Nationen, da japanisch die einzige Sprache war, die alle verstanden, redeten wir den ganzen Abend auf Japanisch.
Ein Junge aus Washington sprach nahezu perfektes Japanisch (Umgangssprache) hatte es in einem Jahr nur vom Hören gelernt, sagte er. Ein Japaner sprach perfektes Deutsch mit Frankfurter Slang, weil er dort seit 15 Jahren arbeitete, warum er jetzt hier ist, haben wir nicht rausbekommen. Mit einem Tischkocher kochte man hier Kimochi-nabe (Name Eintopf mit Fleisch und Pilzen, sehr scharf, aber saulecker)
und danach Ojia (Reis mit was dazu) ich fand mittlerweile, dass es einfacher ist mit Stäbchen zu essen, als mit dem Löffel, das nur nach 2 Tagen Stäbchen-Praxis, beängstigend, oder? Nebenbei lief übrigens der Fernseher. Unser erster Blick auf japanisches Fernsehen. Unser Resümee: krank. Wir sahen zuerst eine Sendung, wo ein Sänger einer berühmten Boyband morgens mit einem kompletten Kamerateam und Photografin aus dem Bett geholt und durch seinen Tag begleitet wurde. Ihm selbst war das sichtlich unangenehm, die Photografen schossen ständig Fotos und als die später eingeblendet wurden, sahen die erstaunlich gut aus. Danach gab es so ne Show, wo Männer aus 10 Frauen auswählen sollten mit welcher sie am ehesten ein Date haben wollten. Danach wurde eine Rankingliste erstellt. Sozusagen öffentliche Ermittlung des Marktwertes.

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